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SYSTEMATISCHE EINTEILUNG: | Ordnung der Herrentiere oder Primaten, Unterordnung Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini), Überfamilie der Menschenartigen (Hominoidea), Familie der Großen Menschenaffen (Hominidae), Unterfamilie der Großen afrikanischen Menschenaffen und Menschen (Homininae), eine von zwei Arten der Gattung Pan mit 3 Unterarten:
Anmerkung: Einige Wissenschaftler halten den westafrikanischen Schimpansen für eine eigenständige Art. |
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STATUS HÄUFIGKEIT: |
Status (Rote Liste bedrohter Tierarten, IUCN 1996): Stark bedrohtBemerkung: Westafrikanischer Schimpanse am meisten bedroht. Gefährdet durch Lebensraumzerstörung und Bejagung. | |||||||
VERBREITUNG: |
Vorkommen:Westafrikanischer Schimpanse: früher von Süd-Senegal nach Osten bis zum Niger-Fluß in Zentral-Nigeria; jetzt ausgerottet in Gambia, Burkina Faso, Benin, Niger und evt. auch Togo; größter Bestand in Elfenbeinküste, kleine Populationen in Guinea, Sierra Leone, Liberia; Restbestände in Giunea-Bissau, Mali, Ghana und Senegal.Zentralafrikanischer Schimpanse: Größte Bestande in Gabun, Kamerun, Kongo; kleine Populationen in Zentralafrikanischer Republik, Äquatorial-Guinea, Ost-Nigeria und Angola (Cabin-Enklave). Ostafrikanischer Schimpanse: von der westlichen Demokratischen Republik Kongo nördlich und östlich des Zaire-Flusses bis Südende des Tanganyika-Sees in Tansania; weiter nördlich in Burundi (Restbestände), Ruanda (Restbestände), Uganda bis Süd-Sudan. Populationsschätzung (um 1995):Westafrikanischer Schimpanse: 12.000 |
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KÖRPERMAßE: | Kopfrumpflänge: 70-170 cm (Unterarten sehr unterschiedlich)
Schwanzlänge: 0 cm Gewicht: Männchen 37-60 kg (im Zoo bis 90 kg), Weibchen 30-47 kg |
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AUSSEHEN, AUFFÄLLIGE MERKMALE: | Westafrikanischer Schimpanse: schwarzes Gesicht, spärlich behaart; Knöchelgang, auch zweibeinig; Ano-Genitalschwellungen bei Weibchen Zentralafrikanischer Schimpanse: wie westafrikanischer Schimpanse, aber helleres Gesicht Ostafrikanischer Schimpanse: wie westafrikanischer Schimpanse, aber längeres KörperhaarWerkzeugherstellung (z.B. Hölzer zum Insektenfang) und -benutzung (z.B. Hammer und Amboß zum Nüsseknacken); lokale Traditionen im sozialen und technologischen Bereich (Kulturen); Jagd (vor allem auf Stummelaffen); geschlechtstypisches Verhalten mit meist jagenden Männchen und sammelnden Weibchen; Nahrungsteilung; aggresive Auseinandersetzungen zwischen Gruppen bis hin zur Ausrottung (Proto-Krieg); Tötung gruppeneigener und gruppenfremder Kinder; promiskes (sexuell freizügiges) Paarungssystem |
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FORTPFLANZUNG und LEBENSLAUF: F=Freiland G=Gefangenschaft |
Weiblicher Zyklus: 32-36 Tage (F)
Schwangerschaftsdauer: 228 Tage, Spanne 202-261 (G) Zahl der Jungen je Geburt: 1; Zwillinge sehr selten Geburtsgewicht: durchschnittlich 1,8 kg Geburtenabstand: 4-6 Jahre, Spanne 2-8 Jahre (F) Alter bei der 1. Geburt: 12 Jahre, Spanne 5-32 Jahre (G) bzw. 13 Jahre, Spanne 11-20 JAhre (F) Männliche Geschlechtsreife: 13-14 Jahre (G) Entwöhnung: mit 4 Jahren, aber von Mutter abhängig bis zum 10. Lebensjahr Sterblichkeit: 23% Männchen, 33% Weibchen (F) Lebensdauer: in der Wildnis ca. 40 Jahre; in Menschenobhut über 50 Jahre |
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NAHRUNG: | Früchte (56-71%); Blätter (18-21%) Kräuter und Bodenvegetation (11-23%), Nüsse, Rinde und Samen; Tiere (0,1-4%) min. 25 Wirbeltierarten (80% rote Stummelaffen, 20% u.a. Buschböcke, Buschschweine, Paviane, Nagetiere) sowie Termiten, Ameisen, Bienen, Raupen, Käfer; selten Kanibalismus; Erde von Termitenbauten und Steine (Mineralienaufnahme); selten eigener Kot | |||||||
FEINDE: | Leopard, Löwe, Mensch | |||||||
LEBENSWEISE und LEBENSRAUM: |
Tagaktiv; bauen Tag- und Nachtnester; zu 50% bodenlebend (Männchen ca 40% und Weibchen ca. 60% der Tagzeit auf Bäumen); immergrüner tropischen Regenwald, geschlossene und lichte Wälder, mehr oder weniger laubwerfend, Galeriewälder, Plantagen, auch offene Savanen und Grasland; bis 3000 m Höhe; Streifgebietsgröße: dichter Wald 5-38 km2, offene Landschaft 25-560 km2, am Gombe ca. 15-50 km2; Tageswanderungen im Gombe Park 3 km (Weibchen) und 5 km (Männchen), im Tai-Wald 2 km (Weibchen) und 3 km (Männchen) | |||||||
SOZIALES LEBEN (Kultur): |
Sozialstruktur: Mitglieder einer Kommunität (unit-group oder community) treffen sich gelegentlich (fusion) und wandern in kleinen Grüppchen (parties) herum, bis sie schließlich wieder auseinander gehen (fission); männliche Mitglieder sind oft Halbbrüder, während die eingewanderten Weibchen nicht verwandt sind; entsprechend sind Sozialbeziehungen unter Männchen ausgeprägter als unter Weibchen; einzelne Männchen versuchen sich durch Körperkraft und geschicktes sozialtaktisches Koalieren als Aplha-Affe (Ranghöchster) zu etablierenMitglieder pro Kommunität: Durchschnitt 41, Spanne 20-100; Grüppchen von ca. 6, Spanne 3-10
Wanderndes Geschlecht: nicht Männchen, aber meist die Weibchen |
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LANGZEITSTUDIEN IM FREILAND: Ort, Land, Beginn, Teamleiter |
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QUELLE: | Bernhard Grzimek (1988), Volker Sommer (1989/1998) |